Sternstunden
Sternstunden
Die Sternstunden sind das Herzstück unseres Unterrichts. Sie spiegeln unsere pädagogischen und didaktischen Vorstellungen, enthalten Elemente, die wir als gesamtes Kollegium über Jahre hinweg erarbeitet und als gemeinsame Vorstellung von gutem Unterricht etabliert haben. Sie sind heute fester Bestandteil unserer Stundenpläne und kaum mehr aus unserem Schulalltag wegzudenken.
Die Leitkriterien für die Sternstunden sind Öffnung und Individualisierung. Unsere Schülerinnen und Schüler sollen zum selbstständigen Arbeiten und Lernen, zu Partizipation, Verantwortung und Kooperation, zu stärker motiviertem Lernen und zu kognitiver Aktivierung geführt werden.
So könnte eine Sternstunde unseren Klassenräumen stattfinden:
Zum Wochenbeginn wird in der Sternstunde das Lerntagebuch aufgeschlagen. Das Lerntagebuch ist unser wichtiges Organisationswerkzeug, das der Strukturierung und Dokumentation des Lernprozesses, sowie der Reflexion und Kommunikation zwischen Schule, Hort und Elternhaus dient. Jedes Kind überlegt sich ein Wochenziel, das nur für es persönlich gilt. Dies muss kein fachliches Ziel sein, es darf sich dabei auch um das Einhalten von Regeln oder die Einlassung auf andere Menschen handeln. Zum Wochenende hin beurteilt jedes Kind gemeinsam mit der Lehrkraft, wie nah es dem Erreichen seines Zieles gekommen ist. Es wird zudem besprochen, was zum Erreichen des Zieles fehlt.
Aus einem Angebot aus den Fächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht (in Klasse 4 auch Englisch) wählt das Kind nun Aufgabenformate aus, die es bearbeiten möchte. Dabei soll es sich fragen, was ihm bei der Betrachtung seiner derzeitigen Baustellen am meisten helfen kann. Die Auswahl der Aufgaben wird auf Padlet/Smartboard oder Tafel präsentiert, das Kind überlegt, welche und wie viele Aufgaben es schaffen möchte oder kann und legt sich eine Reihenfolge zurecht. Die zur Auswahl stehenden Formate bieten immer verschiedene Sozialformen und verschiedene Niveaustufen an. Aufgaben, die zum Forschen und zu Transferdenken anregen, sind häufig als Gruppe zu bearbeiten und daher beliebt. Grundsätzlich sind die Lernbegleiter angehalten, darauf zu achten, dass sich jedes Kind einer Herausforderung stellt und sich nicht in einer bequemen Nische des Abarbeitens von bereits Gekonntem versteckt. Dennoch sind auch Vertiefungs- und Trainingsaufgaben – die häufig als Lernspiel zur Verfügung stehen – Teil des Sternstundenprogramms. Auch sie werden bestenfalls als Partner- oder Gruppenarbeiten aufbereitet, da das von- und miteinander Lernen als Grundsatz der Sternstunden immer gültig ist.
Nun sind bereits 20 anspruchsvolle Minuten vergangen: Das Kind hat ein langfristiges Wochenziel festgelegt, das es zu erfüllen gilt. Es hat zwischen Fächern, Aufgabenformaten und Sozialformen gewählt, nachdem es seinen Lernbedarf ausgelotet hat. Es hat eine Reihenfolge der Bearbeitung seiner Aufgaben festgelegt und hoffentlich eine/n Lernpartner/in gefunden. Im Idealfall konnte es sich in der Lernlandschaft seines Jahrgangsflures einen ruhigen und passenden Platz für sein Vorhaben sichern. Schon bis dahin trugen wesentliche Leitlinien des Sternstundenlernens durch den Unterricht: Den Lernvorgang strukturieren, selbstständig Lernentscheidungen inhaltlicher, fachgebundener und methodischer Art treffen, reflektieren, kooperieren.
Die beiden anwesenden Lernbegleiter*innen unterstützen möglicherweise bei der Findung der idealen Aufgabe. Sie sorgen für Material und stehen zur Beantwortung fachlicher Fragen bereit. Sie haben zudem mit Hilfe der Lerntagebücher im Blick, welches Fach möglicherweise zu wenig oder zu häufig bearbeitet wird. Bis zu einem gewissen Grad ist das in Ordnung, denn auch dies bieten die Sternstunden: neigungs- und interessegeleitetes Lernen. Da aber aus der Stundentafel Fachunterricht in die Sternstunden fließt, muss für eine gewisse Balance gesorgt werden.
Nach Beendigung einer Aufgabe werden Gegenstand und Material im Lerntagbuch notiert und die Arbeitsphase mit einer Selbstbewertung reflektiert. Das Kind überlegt, wie schwer ihm die Aufgabe gefallen ist und bewertet das Anforderungsniveau mit dem Ausmalen von Sternen. Der Rückkopplungseffekt liegt auf der Hand: Sieht der/die Lehrer/in, dass das Kind nur einen Stern ausgemalt hat, kann durch Fragen nachgesteuert werden: Was war schwer? Was fehlte dir? Zum Ende der Stunde hin wird in der Gruppe in unterschiedlichen Formaten reflektiert.
Wichtig ist uns, dass ein beständiges Nachdenken über Lehr- und Lernprozesse angeregt und unterstützt wird.